Reisebericht 4 Auf die Asiaten konnte man sich nur teilweise verlassen. Als wir auf unseren privat vereinbarten PickUp warteten vor dem Hotel in Bangkok kam ein fuer uns unbrauchbares Auto angebraust. Der Fahrer wollte die Raeder aufs Dach laden, wir aber partout nicht. Die Taxihaie rund ums Hotel rochen nun den Braten. Sie versprachen uns ein passendes Auto zu organisieren, Kosten aber 50% mehr. Wir konnten ja nicht nein sagen. Sie wollten nun bei einem Bus die Sitze rausschrauben, ging nicht. Also fuhren sie mit dem Bus in eine Werkstatt. Danach ging alles und mit 45 Min. Verspaetung fuhren wir Richtung Flughafen. Ein bisschen nervoes wurden wir dann noch, als der Verkehr zum voelligen Stillstand kam. Es reichte aber dennoch. Das Einchecken verlief reibungslos und die Velos, versehen mit den wunderschoenen Gluecksbringerblumenkraenzchen von Barbara und Beat, verschwanden auf dem Foerderband. Der Flug war tiptop (meine Flugangst scheint tatsaechlich ueberwaeltigt, juhui) und wir landeten bei gutem Wetter in Auckland, wo wir von Marianne Brunner abgeholt und in das von ihr gebuchte Hotel gefahren wurden. Bei Willi Graf und Marianne waren wir spaeter zum Znacht eingeladen. Mmmmhhhhhhh, es gab Raclette und sogar eine Cremeschnitte zum Dessert! Unsere "Reisgaumen" jubelten. Am naechsten Tag sahen wir uns Auckland ein bisschen genauer an. Regen. Wir ergatterten uns Tickets fuer das Musical "We will rock you" von den Queen. Es war vom Feinsten. Natuerlich mussten wir uns auch noch um unsere Zugfahrt zur Suedinselt kuemmern. Wir machten lange Gesichter, als wir erfuhren, dass der Zug nur Fr, Sa, So fahert. Wir hatten also 4 Tage Zeit, den noerdlichen Teil der Nordinsel zu besichtigen. Da mein Muskelriss immer noch nicht ausgeheilt war und um mehr zu sehen, taten wir dies mit einem kleinen Mietautoeli. Schade, dass das Wetter nicht mitspielte. Wir fuhren an den schoensten Orten vorbei und sahen Dank Nebel -Regen haette ja gereicht - einfach nichts. Ab und zu war ein Fetzen schoenster, zerkluefteter Kueste sichtbar. Was wir aber sahen war wunderbare Natur, Palmen, Blumen die in vollster Bluete stehen, Margeriten, Clematis, Rhododendren, Rosen, Ginster so weit das Auge reicht, und ueberall riesige Baeume, die uns unbekannt sind. Am schoensten fanden wir die "Christmastrees", Baueme in der Groesse eines Chriesibaumes mit roten, krallenaehnlichen Blueten. Schafe und Kuehe (mind. 300 pro Weide) sah man ueberall. Am 2. Tag unsere Autofahrt hatten wir immer noch Regen, es hellte jedoch am Abend ein wenig auf. Am 3. Tag besserte das Wetter gegen Mittag und wir sahen endlich wieder die Sonne. Wir waren nun bereits im Nordwesten und konnten uns riesige Sandduenen ansehen und ein wildes Meer, welches sich an die Felsen warf um dort tosend und schaeumend zu zerfallen. Auf unserem Weg zuerueck Richtung Auckland machten wir zu Fuss einen Abstecher zum groessten Kauri-Baum Neuseelands. Wir waren ganz baff, als wir den Baum sahen. Er hatte einen Durchmesser von mind. 6 Meter und eine Hoehe von 50m. Man schaetzt ihn auf 2000 Jahre. Am Donnerstag fuhren wir zurueck nach Auckland. Wir wollten uns noch einen typischen Surferbeach ansehen, fanden ihn jedoch nicht. Wir fanden aber wieder riesige Sandduenen, die wir bekletterten um auf das tosende Meer hinunter zu blicken. Wie wild und unberuehrt da alles ist. Da die Tempereaturen nicht gerade rosig waren, kauften wir noch lange Unterhosen (grrrr wieder mehr Gewicht). Heute, paar Tage spaeter sind wir so froh, dass wir diesen Kauf getaetigt haben. Willi und Marianne trafen wir nochmals, luden die beiden zum Znacht ein und sahen Dank ihnen einen ganz modernen Teil von Auckland. Am Freitag 9.11. fuhren wir dann mit dem Zug nach Wellington. Auch ein Erlebnis, denn ploetzlich wurden wir fuer eine 3stuendige Fahrt in Busse verfrachtet. Dann gab es sogar Kaffeehalt und wir vermissten nur noch den Verkauefer, der uns irgendwelche Bettdecken oder sonstwas verkaufen wollte, hihi. Mitten auf der Nordinsel bestiegen wir dann wieder den Zug. Es wunderte uns nicht gross, dass ein Gepaeckstueck fehlte in Wellington. Die Umladerei war naemlich sehr anspruchsvoll fuer das Zugspersonal. Das fehlende Gepaeckstueck (unsere Kueche) verschaffte uns einen Ruhetag in Wellington. Wir lernten das Backpackerleben ein wenig kennen. Na ja, in dieser Kueche ging es ja vielleicht zu und her. Die einen vergassen die angebrannte Reispfanne, die anderen ihr ausgedrueckten Teebeutel, die naechsten vergassen sogar ihr Geschirr abzuwaschen, es gab auch welche, die den Waeschekorb mit dem Abfallkuebel verwechselten. Da es sich bei den Gaesten um Reisende handelte waren wir auch ein wenig verwundert, dass sie teilweise Tag und Nacht auf dem Matrazenlager vor dem Fernseher verbrachten. Sie nennen es wohl chillen. Wir schmunzelten und schmunzelten......Auf dem Campingplaetzen herrschte immer Ordnung wie zu Hause, wir mussten uns also ein wenig umgewoehnen. Vor der Ueberfahrt auf die Suedinsel trafen wir noch Davis aus Irland. Endlich mal wieder ein vollbepackter Velofahrer. David unterhielt uns was das Zeug hielt und er gab uns viele Tipps mit auf den Weg. Er fahert nun schon das dritte Mal mit dem Velo durch die Suedinsel. Bei schoenstem Wetter erreichten wir Picton auf der Suedinsel. Unsere Maeuler blieben offen vor Staunen. Es ist so unglaublich schoen hier. Schwer zu beschreiben. Fjorde mit tuerkisblauem Meer, welches sich von gelben Ginsterhuegeln umgeben ist. Und wieder hatten wir das Glueck, einen tollen Campingplatz zu finden. Da es sehr kalt ist am Abend sind wir froh, wenn wir uns am Abend in die Kueche verkriechen koennen. Am Mo 12.11. ging unsere Fahrt los, entlang der Kueste. Wir waren gespannt darauf, was mein Muskelriss melden wuerde. Es ging gut! Sorgfaeltig fuhren wir die ersten 55Km. Hoppla, es geht rauf und runter, wir machen auf den wenigen Km fast 1000 Hoehenmeter! Die Tage darauf sind regnerisch und kalt. Dazu gesellt sich noch ein enormer Gegenwind. Wir glaubten ja Gegenwind zu kennen, Neubruennlertal und so. Nein, das was wir kannten war gar nichts. Gegenwind in Neuseeland sieht so aus: du faherst einen Huegel runter, musst absteigen, weil der Wind boenartig blaest und dich umwerfen will. Kaum bist du abgestiegen, musst du die Bremsen druecken (obwohl immer noch abwaerts), da der Wind dein Velo rueckwaerts den Huegel rauf schieben will. Das Ganze erlebten wir 2 Tage. Am Abend waren wir fix und fertig, vor allem an jenem Abend, als es auch noch regnete und das Thermometer auf 7 Grad gesunken war. Heute, Fr 16.11. erlebten wir dafuer eine sonnige Fahrt, ohne Gegenwind. Wenig Verkehr, wunderbare, endlose Natur, es ist einfach herrlich hier. Lustig: Wir sehen wohl aus wie boese Woelfe. Die Schafe rennen immer davon, wenn sie uns kommen sehen. Sie haben uns schon so weit, dass wir huhuuuuu machen, wenn wir an ihnen vorbeiradeln. Mit Freude pflueckte Edith Rosmarin. Mmmmmhh, das gibt feinen Kraeuterbutter zum Znacht. Komisch, dass das Fleisch dann nach Lavendel schmeckte! Es ist unglaublich schoen hier. Wir sind immer wieder platt ob der Schoenheit dieses Landes. Die Voegel pfeifen nicht, sie singen Melodien. Frech sind sie auch, zu wenig scheu. Manchmal sind wir fast allein auf der Strasse, dann wieder brummen die Trucks tonnenschwer an uns vorbei, jedoch meist mit grosser Vorsicht. auch wir nehmen Ruecksicht und machen ihnen Platz. Die Westkueste bei Sonnenschein zu sehen muss offenbar grosses Glueck sein, wir hatten es, yiiippeeee! Die Kueste war wild, war sanft, war tosend, war ruhig, war ruppig und windig. Es geht dauernd bergaufbergab, ganz schoen anstrengend. Man vergisst aber mit der Zeit das Gejammer und konzentriert sich voll auf die Umgebung. Jammern nuetzt ja nichts, zaubert die Berge nicht weg. Wir haben wilde Seehunde gesehen, koennen die schoensten Voegel entdecken, Regenwald, der ins Meer plumpst usw. Von der Westkueste haben wir uns wieder abgewendet, ins Landesinnere. Den schoensten Campingplatz der Welt wollte uns noch beherrbergen. Wir kamen uns vor wie in der lounge eines 5Sterne-Hotels, unglaublich gemuetlich. Handy-Empfang meistens gleich NULL. Nirvana. Heute den ersten Pass gefahren. GESTOSSEN ueber mehrere Kilometer. Steigung teilweise 17%. Die Arme fallen bald ab. Die Schoenheit der Natur, wilde Schoenheit, hat uns aber fuer alles entschaedigt. Bloekende Schafe, wunderschoene Kuehe, Lupinen, Bueschelgras, Steppe und immer wieder die kargen, mal schneebedeckten Berge. Ein weites Bergtal, vergleichbar mit dem Engadin aber viel viel weiter und ohne ein Haus ueber 40 Km. Es ist wie im schoensten Traum eines Radlers!!!!! Wir geniessen es, wenn auch mal windig und kalt, wenn auch mal ein wenig Regen. Die Strasse windet sich in die Hoehe, dann faellt sie weider runter, alles steil. ein anderes Mal koennen wir die Strasse kilometerweit sehen, wie sie schnurgerade ueber das Gelaende fuehrt. Heute hatten wir Rueckenwind, endlich!!! Der Wind blies uns manchmal vorwaerts. Ein himmlisches Gefuehl, da wir bisher nur mit Gegenwind zu kaempfen hatten. Schweisstropfen haengen immer irgendwie an uns. Sie gehoeren dazu und manchmal riecht man uns wohl gegen den Wind, hihihi. Unsere Begeisterung fuer das Velofahren in Neuseeland ist riesig. Es herrscht wenig Verkehr, so dass man die Reise richtig geniessen kann. Die Gedanken flattern manchmal mit den Voegeln im Wind. Anstrengend ist sie aber, unsere Fahrt. Es tuermen sich immer wieder steile Haenge vor uns auf. Manchmal geraten sie aber in den Hintergrund, wenn die Schoenheit der Landschaft sie ganz einfach uebertrifft. Als wir in die Gegend des Lake Tekapo kamen, blieben wir oft stehen und staunten nur so. Es war betoerend schoen. Der Himmel so blau, die Weiden und Matten so gruen, dazwischen auch wildes Steppenbraun, die Berge so weiss, die Seen so tuerkis und immer wieder bluehende Lupinen in allen Farben. Es gibt aber auch Plaggeister, die Sandflies, in anderen Laendern auch als Blackflies bekannt. Sie sehen aus wie harmlose kleine Fliegen, stechen aber so, dass es obermega juckt und richtig rote Beulen gibt. Man nehme sich in acht vor ihnen. Zwei Fischer sagten uns, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, Neuseeland haette Sandflies um die Touristen zu fressen. Nachdem wir die hoechste geteerte Strasse Neuseelands, Crown Range, ueberklettert hatten, suchten wir den Campingplatz, der in der Karte eingezeichnet war. Fehlanzeige, es gab ihn nicht mehr. Die nette Frau im Laden schickte uns zu Phils Backpacker, was noch 5 Km Naturstrasse fuer uns bedeutete, dabei waren wir schon hundemuede. Dank dieser Zusatzschlaufe hatten wir aber nochmals herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge und Phils Haus sah sehr einladend aus. Man musste sogar die Schuhe ausziehen vor dem Betreten des Hauses und wir durften unser Zelt in Phils Garten stellen. Als wir dann das Haus betraten, sass Phil in einem Sessel, Bierbuechse in der Hand und seine weissen Socken waren braun. Mein Haufrauenblick sah sofort, dass Phils Haushalt nicht sehr hygienisch war, es war "gruusig". Jedes Ding, welches ich in die Finger nahm, musste ich vor Gebrauch abwaschen. Da wir ja die Schuhe ausziehen mussten, hatten unsere weisse Socken bald die selbe Farbe wie diejenigen von Phil. Bei Phil war es wirklich besonders, wenn man ihm eine Frage stellte, erhielt man eine 30minuetige Antwort. Er textete uns bestimmt 3 Stunden lang zu, so dass wir an diesem Abend sehr frueh muede waren. Gluecklich kuschelten wir uns spaeter in unsere sauberen Schlafsaecke (die Socken durften nicht mit ins Zelt!!!). Phil bekam dann noch spaet in der Nacht Besuch, eine leere Whisekeyflasche stand am Morgen auf dem Sofatisch. Was aber nachts noch mehr beunruhigte waren die Schuesse, die immer wieder in die Nacht hallten. Als die Schuesse ganz nahe bei unserem Zelt zu sein schienen, wurde offenbar auch Phil darauf aufmerksam. Er bruellte in die Nacht hinaus, fuhr dann mit dem Auto weg und kam wieder zurueck. Es wurde ruhiger. Phil hat uns vor Schrot bewahrt :-)) Queenstown war obertouristisch. Zum ersten Mal fanden wir keinen Platz auf dem von uns gewaehlten Camping. War nicht schlimm, der naechste war super. Wir fuhren mit einem uralten Dampfschiff ueber den See und liessen uns im Abseits absetzen. Wir hatten nun 100Km Naturstrasse in voelliger Abgeschiedenheit vor uns. Es war eine der schoensten Strecken, die wir fuhren. Kein Verkehr, alles wild, keine Zivilisation. Wildes Camping, ein tiefblauer See, dahinter schneegezuckerte Berge, wieder wildes Campieren. Die Strasse oftmals sehr schwierig zu fahren, staubuebersaete CH-Velofahrer aber an Schoenheit nicht zu ueberbieten dieser Abschnitt. Die Fjorde an der Westkueste erlebten wir ebenfalls bei klarem Himmel, eine Seltenheit. Wir liessen uns fuer einmal einen ganzen Tag lang umherfahren, mit dem Schiff, zum Doubtfulsound. Der Wind sauste uns um die Ohren und wir genossen fast die ganze Fahrt auf dem Oberdeck. Wir merkten, dass noch Zeit da war, unseren Fahrplan zu erweitern. So erreichten wir unerwarteterweise die Suedkueste. Schoen, auch diesen Teil zu sehen. Zwei englische Radfahrer legten uns dann noch ans Herz, durch die Catlinsgegend zu fahren. Dass es hier nur steil bergaufbergab geht und dann noch steiler, haben sie verschwiegen. Es war aber schon immer so an der Kueste. Die Tageskilometer sind weniger geworden. Ist nicht schlimm, spielt ja eigentlich keine Rolle. Hier brauchen wir sowieso noch ein bisschen Zeit um die Seehunde, Delphine und Pinguine zu sehen. Ehrfuerchtig haben wir die Tiere beobachtet und immer sind wir uns bewusst, wieviel Glueck wir haben, all dies sehen und erleben zu duerfen. Vorgestern fuhren wir an einer Schafherde vorbei. Oh je, ein Schaf war wohl gestorben, es lag auf dem Ruecken, alle Viere ragten in die Luft. Nein, es bewegt noch den Kopf. Hans meint, es wird bald sterben. Es zuckt. Koennen wir ihm nicht irgendwie helfen? Ich gehe an den Zaun. Jetzt bewegt es sich mehr, zappelt wie ein Kaefer auf dem Ruecken. Es hat wohl angst, logisch, wir sind ja die Schafschrecke. Hans geht zum Gatter, kann es oeffnen, geht zum Schaf und hilft ihm auf die Beine. Vergnuegt rannte es davon, doofes Vieh. Die Baeuerin kam noch des Weges, bedankte sich uns meinte, dass das Schaf moeglicherweise zu fett sei. Gestern kassierten wir einen Regentag, der aber ganz gemuetlich endete. Wir fragten auf dem Camping nach einer Kabine und erhielten fuer Fr. 36.-- ein ganzes Haeuschen. Mit Hilfe des Backofens war es bald heimelig warm und wir kochten uns ein feines Menue. SMS senden ist oft tageweise unmoeglich, da wir manchmal weltabgeschieden sind. Wir bewundern die Leute, die freiwillig hier wohnen. Wir haben noch Schoenes vor uns, in ca. 3 Tagen nochmals 160Km Kiesstrasse, eine alte Eisenbahnstrecke. Dann aber laeuft die Zeit so langsam ab hier. Wir freuen uns auch auf zu Hause, auf euch. Viele liebe Gruesse aus diesem praechtigen Land, Neuseeland. Erlebnisse ab 12. Dezember An der Suedkueste, in Kakapoint, wurden wir nochmals gehoerig verregnet. Wir mussten 23Km im Regen fahren, so dass wir von innen (Schweiss oder undichtes Regenzeug?) und aussen klatschnass waren. Kurz vor Ladenschluss konnten wir noch einkaufen fuer unser Nacht- essen. Der Camping in Balclutha war ziemlich speziell. Schmuddelige Kabine, die wir uns wegen des Regens leisteten und sehr heimelige, weihnaechtlich geschmueckte, saubere Kueche. In der Kueche lernten wir drei lustige Frauen kennen, zwei aus der CH, eine aus D. Da wir gerade am Zopf backen waren, schenkten wir ihnen einen Zopf. Beim spaeteren Fotoshooting bestand Jessie aus D darauf, dass die "Semmel" auch mit aufs Bild kam. Ja, ja liebe Jessica "Semmel" hast du unseren schoenen Zopf genannt :-)) und uns nicht nur deswegen zum Lachen gebracht. Durch ein langes Tal, entlang des Flusses Clutha fuhren wir dann nach Millers Flat. Die letzten 25 km auf einer Naturstrasse. Wieder waren wir fast allein waehrend 80Km. Wie- der genossen wir die Fahrt, trotz zeitweiligem Regen und staendigem Kleiderwechsel. Noch einmal zogen wir es vor, eine Kabine zu mieten anstatt das Zelt bei kaltem Regen auf- zustellen. Eine Monsterstrecke mussten wir tags darauf bewaeltigen. Die Kilometerzahl war nicht aussergewoehnlich, die Topographie jedoch schon. Die Huegel waren extrem steil beim Rauffahren und im Nu war man unten, sah aber oben schon, wie steil es wieder rauf ging. So ging es den ganzen Tag und dazu kam ein heftiger Gegenwind, der an uns ruettelte. Muede erreichten wir den Campingplatz in Alexandra, dafuer lachte die Sonne wieder. Es war auch richtig warm, im Vergleich zu den vergangenen kuehlen Tagen. Unsere Raeder rollten am naechsten Tag die ersten Kilometer auf dem Railtrail und wir waren ueberwaeltigt, was wir sahen und erlebten. So muss es im Wilden Westen gewesen sein. Wir fuhren ganz langsam, so dass wir alles auskosten und geniessen konnten. 150 Kilometer auf einem alten Bahntrassee, welches fuer Radfahrer, Wanderer und Reiter instand gestellt wurde. Kaum ein Mensch, kein motorisiertes Fahrzeug, Wildnis, Praerie, Schluchten, Fels, Bruecken, Tunnels, Schotterpiste, Sonnenschein, Waerme, Freiheit... Unterwegs lernten wir Uli kennen, er ist seit einem Jahr mit dem Fahrrad unterwegs. Wir verbrachten interessante Stunden mit Uli, fuhren auch einige Kilometer zusammen auf dem Otago Rail Trail durch die Maniototo-Gegend. Abends bot sich mal wieder ein wildes Campieren an. Das Ueberzelt montierten wir nicht, so dass wir durch die Zelt- luken im Liegen den Sternenhimmel sehen konnten. Tags darauf erfuhren wir, was wirklicher Regen ist. Eine Regenwand klatschte uns ent- gegen und verwandelte alles in und um uns in triefende Naesse. Wir suchten eine Schutzhuette oder einen Unterstand, Fehlanzeige. Endlich kam die rettende Tafel mit dem Bett drauf. Platz war auch genug da im angesteuerten Gaestehaus. Der Preis aber hat uns noch sicher fuenf Minuten im Regen studieren lassen. Fr. 320.-- fuer eine Nacht, mit Nachtessen und Morgenessen. Die Zusage haben wir nicht bereut! Wir kamen uns im wunderschoenen, neuen Zimmer vor wie Koenige und genau so koeniglich war das Nachtessen und das Fruehstueck am naechsten Morgen. Das kuschelige Bett lud sogar zu einem Mittagsschlaefchen ein, eine absolute Raritaet auf unserer Reise. Wir genossen den kurzen Luxus merkten aber auch, dass wir auf den Matten im Zelt bestens gelagert sind und eigentlich besser schlafen als in einem Bett. Das Bahntrassee, unsere Strasse, war am naechsten Tag ziemlich aufgeweicht. Die Fahrt war sehr streng und manchmal wollten die Raeder nicht mehr drehen, weil sie mit Dreck und Schlamm vollgestopft waren, der sich unter dem Schutzblech staute. Wir genossen die Fahrt trotzdem und waren ein wenig traurig, als der Railtrail dann zu Ende war. Sollte jemand mal das grosse Glueck haben, nach Neuseeland zu reisen, dann legen wir euch ans Herz, ein Fahrrad zu mieten und diesen Railtrail zu fahren. Jedermann, ob jung oder alt kann diese Strecke fahren, da es kaum Steigungen hat und ueberall Uebernachtungsmoeglichkeiten gibt unterwegs. Raeder kann man in Alexandra, Clyde oder Middlemarch mieten. Unser Weg fuehrte wieder Richtung Kueste. Auf einem Minicamping liessen wir es uns gut gehen in der warmen (hihi, dank unserer Backofenheizung)Kueche. Draussen sauste der kalte Wind umher und Regen setzte wieder ein. Bei Regen erreichten wir am naechsten Tag Dunedin. Grossstadt, Polizeiautos, alles voellig ungewohnt. Wir kehrten der Stadt gleichentags noch den Ruecken und fuhren auf einer Landzunge nach Portobello. Fuer einmal liessen wir uns schieben, vom Wind. Das war ein tolles Gefuehl. Da die Strasse eng war und ohne Leitplanke zum Meer abfiel musste man aber beide Haende gut an der Balance haben. Einer starken Windboe muss man kraeftigen Widerstand entgegenbringen, um ihr den Meister zu zeigen. Wir lernten Sabina und Dominic kennen, zwei Sportfreaks aus der Innerschweiz. Wie wir verbrachten auch sie zwei Naechte in Portobello. Wie wir haben auch sie Neuseeland mit dem Velo durchfahren. Es war so schoen mit den beiden, dass wir uns vorgestern sogar zum Nachtessen in Christchurch getroffen haben. Wir sind immer noch in CHch. und fahren heute, 25.12., zum Flughafen und fliegen in die Suedsee um die letzten vier Tage in weiter Ferne zu verbringen. Am gestrigen Heilig- abend haben wir uns ein feines Menue gekocht, haben eine Kerze gekauft und so ganz still auf dem Balkon unseres Zimmers Weihnachten gefeiert. Geschenke haben wir keine ausgetauscht, da das groesste Geschenk diese Reise war. Nachts um 11 gingen wir in die Kathedrale von Christchurch um beim Weihnachtsliedersingen und bei der anschliessen- den Messe dabei zu sein. Beeindruckt hat uns der Pfarrer, der mit den Leuten richtig kommunizierte und sie zum Lachen und Singen brachte. Irgendwann wurden die Kirchgaenger dazu aufgefordert, sich dem Sitznachbarn zuzuwenden, einander bekannt zu machen und einander kurz was zu erzaehlen. Es funktionierte! Die ganze Kirch war am Plaudern. Typisch Neuseeland, hier hat man immer und ueberall Zeit, sich etwas zu erzaehlen. Toll. Heiligabend bei so warmen Temperaturen war eigenartig, die Stimmung nicht die gleiche wie zu Hause. Auch unsere Familie hat uns gefehlt. Wir werden aber diesen speziellen Weih- nachtstag nie vergessen. Tagsueber waren wir noch ein letztes Mal mit dem Velo unterwegs. 60Km haben wir ohne Gepaeck genossen. Sind noch einmal ueber einen steilen Huegel geklettert - ohne absteigen zu muessen - haben die wunderschoene Aussicht auf das Meer und die Buchten genossen, haben noch einmal mit ein wenig Wehmut Richtung Berge geblickt, dort wo wir vor ein paar Wochen via zwei Paesse hergekommen sind. Jetzt ist es Zeit zu gehen, Zeit Abschied zu nehmen vom schoenen Neuseeland und von unserem grossen Abenteuer diesen unvergesslichen fast 6000 Kilometern. Wir danken euch von Herzen fuer die vielen Mails, Lebenszeichen und Infos von zu Hause. Nicht alle konnten wir beantworten aber alle haben uns riesig gefreut. Viele liebe Gruesse und bis bald Edith und Hans